Das aktuelle Förderprojekt
Projektbeschreibung von Frau Dr. Rebecca Schüle (Bild links)
Fast jede fünfte HSP wird durch eine ‚Nonsense-Mutation’ verursacht – einen Gendefekt, der durch ein falsches Stoppsignal die Produktion wichtiger Eiweiße in der Nervenzelle blockiert. Einige neue Medikamente können den Zellen helfen, diese Stoppsignale zu ignorieren. Entwickelt wurden sie für andere Erkrankungen – könnten sie auch bei der HSP helfen?
Im Projekt wird an Hautproben von HSP-Betroffenen mit Nonsense-Mutationen getestet, ob diese Therapie auch bei der HSP wirksam ist und welche Wirkstoffe die größten Erfolgschancen bieten.
Das Team von Dr. Rebecca Schüle am Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung hat bereits mit der Arbeit begonnen. Für die Fortführung des Projektes sind sie auf Ihre Unterstützung angewiesen.
Was ist eine HSP?
HSP steht für ‚Hereditäre Spastische Spinalparalyse’, das bedeutet übersetzt: erbliche spastische Rückenmarkslähmung. Im Klartext verursacht die HSP eine Lähmung der Beine, die langsam fortschreitet und zu einer zunehmenden Einschränkung des Gehens führt. An HSP kann man in jedem Lebensalter erkranken, nicht selten beginnt sie bereits in der Kindheit.
Ursache der HSP sind Fehler in unserer Erbsubstanz, der DNA. Die DNA ist eine Art Bauanleitung für alle Eiweiße unseres Körpers. Schreibfehler in dieser Bauanleitung (= Mutation) führen zur Bildung fehlerhafter Eiweiße, die krank machen können.
Was hat die HSP mit Nonsense-Mutationen zu tun?
Unsere DNA ist in viele einzelne Abschnitte gegliedert, sog. Gene. Jeder Genabschnitt enthält die Anleitung für den Zusammenbau eines einzelnen Eiweißes. Damit die Zelle weiß, wo ein Abschnitt anfängt und wo er aufhört, gibt es spezielle Signale: Startsignale und Stoppsignale. Fehler in der DNA können dazu führen, dass irrtümlich ein zusätzliches Stoppsignal eingefügt wird. Der Zusammenbau des zugehörigen Eiweißes wird dann vorzeitig abgebrochen. Wie ein Auto ohne Räder oder ein Haus ohne Dach kann ein unvollständiges Eiweiß meist nicht seine Funktion erfüllen.
Solche Fehler kommen bei vielen erblichen Erkrankungen und auch bei der HSP vor. Sie heißen Nonsense-Mutationen oder auch Stopp-Mutationen. Schätzungsweise jede fünfte erbliche Erkrankung wird durch solche Stopp-Mutationen hervorgerufen.
Wie wirken die getesteten Wirkstoffe?
Bestimmte Wirkstoffe können den Zellen dabei helfen, irrtümliche Stoppsignale zu ignorieren. Der Bauplan wird dann wieder in voller Länge abgearbeitet und ein fehlerfreies Eiweiß gebildet. Das funktioniert in der Regel nicht zu hundert Prozent, aber zumindest ein Teil der normalen Eiweißmenge kann im Erfolgsfall wieder gebildet werden.
Seit mehreren Jahrzehnten ist bekannt, dass einige Antibiotika auf diese Weise falsche Stoppsignale unterdrücken können. Eine langfristige Einnahme dieser Medikamente ist aber nicht möglich, da sie zu viele Nebenwirkungen haben. Inzwischen gibt es einige Alternativen, die eine ähnliche Wirkungsweise haben, aber besser verträglich sind. Diese neuen Wirkstoffe wurden bisher noch nie bei der HSP getestet. Wir wissen daher nicht, ob sie auch bei der HSP wirksam sind. Dies soll nun an HSP-Zellen, die aus Hautproben von verschiedenen HSP-Betroffenen stammen, getestet werden.
Sollten sich die neuen Wirkstoffe als wirksam bei der HSP erweisen, wäre dies ein entscheidender Schritt vor dem klinischem Einsatz.
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Unser Forscher-Team
Die Nachwuchsgruppe Spastische Spinalparalyse am Hertie-Institut für Klinische Hirnforschung in Tübingen.
v.l.n.r.: Dr. Rebecca Schüle, Andrés Caballero García de Oteyza, Jennifer Reichbauer
Das Team zeigt nicht nur im Labor wie intensiv sich alle Mitglieder mit dem Thema HSP identifizieren!
Das ist doch auch im Bild schön erkennbar, oder??