18. Beitrag ==► Klinik, Genetik und diagnostische Strategien

Die Tübinger HSP-Forscher haben auf dem „86. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie“, der vom 18. bis 21. September 2013 in Dresden stattfand, Neues zur HSP-Forschung vorgetragen. Unten die Zusammenfassung eines Vortrags, der sich u.a mit dem Thema der „Genotyp-Phänotyp-Korrelation“ befasst. Gemeint ist damit der Zusammenhang zwischen der jeweiligen Mutationsform (=Genotyp) und dem Erscheinungsbild der HSP-Symptome (=Phänotyp).

Auch dieser Vortrag belegt, wie intensiv an der HSP gearbeitet wird. Der Vorteil der HSP ist es ja, dass wir in der Forschung selbst aktiv werden können. Schön ist es, dass das immer mehr HSP’ler auch machen, was ja der erfreuliche Spendenzuwachs bei den Forschungsprojekten des Fördervereins zeigt.

 

 

 

Neues aus der Welt der seltenen Erkrankungen: Klinik, Genetik und diagnostische Strategien

Freitag, 20. September 2013, 08:55 – 09:20

Klinik, Genetik und diagnostische Strategien bei Hereditärer Spastischer Spinalparalyse (HSP)

R. Schüle, S. Wiethoff, K. Karle, P. Bauer, M. Gonzalez, S. Klebe, S. Klimpe, S. Otto, N. Schlipf, S. Züchner, L. Schöls (Miami, USA; Tübingen, Würzburg, Wiesbaden, Bochum)
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Fragestellung:

Die Hereditären Spastischen Spinalparalysen (HSP) gehören zu den genetisch heterogensten Mendelischen Erkrankungen. Derzeit sind knapp 60 genetisch definierte Unterformen bekannt. Klinische Gemeinsamkeit der Erkrankungsgruppe ist eine fortschreitende Lähmung und Spastik der unteren Extremitäten, die bei den sog. ‚komplizierten HSPs’ um eine Vielzahl zusätzlicher Symptome wie Mentale Retardierung, cerebelläre Ataxie, periphere Neuropathie o.a. ergänzt werden kann.
Die rasante Entwicklung der genetischen Technologien hat in den letzten Jahren zu einem enormen Wissenszuwachs geführt, der den nicht-spezialisierten Kliniker vor große Herausforderungen stellt.

Methoden:
Am Zentrum für Seltene Neurologische Erkrankungen (ZSNE) Tübingen und in assoziierten Netzwerken haben wir über die letzten Jahre eine Kohorte von rund 500 Indexpatienten mit HSP rekrutiert und nach einem standardisierten Untersuchungsprotokoll detailliert phänotypisiert. Zahlreiche genetische Screening-Untersuchungen sowie zuletzt eine Exomsequenzierung von 130 HSP Indexpatienten erlauben eine detaillierte Genotyp-Phänotyp-Korrelation.

Ergebnisse:
Die HSPs sind durch eine außerordentliche genetische wie phänotypische Heterogenität gekennzeichnet. Nur für wenige genetische Unterformen ist eine verlässliche Genotyp-Phänotyp-Korrelation möglich. Die Einzelgen-Diagnostik sollte daher durch Hochdurchsatzverfahren wie z.B. eine Panel-Diagnostik abgelöst werden. Mutationen in bekannten HSP-Genen können nur rund 60% der autosomal dominanten und weniger als die Hälfte der autosomal rezessiven Fälle erklären. Genetische Routinediagnostik und genetische Forschung können sich ergänzen, um diese diagnostische Lücke zu schließen.

Schlussfolgerungen:
Basierend auf unserer großen Kohorte klinisch und genetisch gut charakterisierter HSP-Patienten stellen wir Häufigkeiten einzelner genetischer Untertypen der HSP, typische Genotyp-Phänotyp-Konstellationen sowie die neuen diagnostischen Möglichkeiten durch die Fortentwicklung der genetischen Techniken vor und schlagen praxisorientierte diagnostische Algorithmen im Umgang mit dieser komplexen Erkrankungsgruppe vor.

Quelle: http://registration.akm.ch/dgn2013/inde … KEN_ID=900