12. Beitrag Deutsch ==► Untersuchung des Atlastins (SPG3A)

12. Beitrag (09.10.2012) ÜBERSETZUNG vom 22.10.2012

Hallo zusammen,

Doris Kaiser hat ihren Bruder Burkhard und dessen Tochter Lena gebeten, den 12. Beitrag zur HSP-Forschung am SPG3 (=Atlastin-Gen) für uns zu übersetzen. Ein herzlicher Dank für die heute zugesandte Arbeit. Es ist ein sehr schönes Zeichen, dass auch Personen, die selbst nicht von HSP betroffen sind, sich für uns engagieren.

Herzliche Grüße
Rudi
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Systematische Erforschung des Schlüsselproteins kann zu einem besseren Verständnis und Behandlung von HSP führen

James McNew, Biochemiker an der Rice Universität, hat sich daran gewöhnt, Forschung unter Zeitdruck zu betreiben, aber dank einer neuen Subvention des Nationalen Gesundheitsinstitutes muss er dies nicht mehr mit begrenztem finanziellen Kapital tun.

Die 4-jährige Subvention in Höhe von 1.4 Millionen US-Dollar ist für die Erforschung eines Proteins namens Atlastin gedacht, welches eine entscheidende Rolle in der genetische bedingten Funktionsstörung HSP spielt. Bei der Beantragung der Subvention ging McNew, Dozent für Biochemie und Zellbiologie, ein hohes Risiko ein. Er gab sein langjähriges Organismusmodell im Laboratorium auf – einzellige Hefekulturen- und konzentrierte sich stattdessen auf die Erforschung von Fruchtfliegen.

 

 

Zusätzliche Hinweise:
Erklärung zu den Hefekulturen: Hefekulturen werden in der genetischen Forschung als ein Standardmodell eingesetzt. Der Lebenszyklus von Hefekulturen bildet in Verbindung mit Techniken der rekombinanten DNA die Grundlage einer einfachen und aussagekräftigen genetischen Analyse, die Hefekulturen zu einem beliebten experimentellen System zur Untersuchung der Genexpression und deren Regulation gemacht hat.

James McNew, Biochemiker an der Rice Universität, ging ein Risiko ein und änderte sein laboratorisches Organismusmodel von Hefekulturen zu Fruchtfliegen, um ein Schlüsselprotein zu erforschen, das in Verbindung steht mit HSP. Die Belohnung dafür erfolgte in Form einer neuen Subvention des Nationalen Gesundheitsinstitutes.

„Es ist eine Erleichterung, schlussendlich eine grundsätzliche Finanzierung für diese Forschung gefunden zu haben“, sagt McNew. „Diese Subventionierung gibt uns die Möglichkeit, einige tiefere Untersuchungen bezüglich Atlastin zu unternehmen, als wir in letzter Zeit konnten.

McNew sagt er hoffe, dass die Erforschung von Atlastin neue Erkenntnisse über HSP bringen wird und eventuell neue Behandlungswege eröffnet. Bei HSP handelt es sich um eine Gruppe von vererbbaren neurologischen Störungen, unter denen circa 20.000 Menschen in den USA leiden. Die Erkrankung ist gekennzeichnet von der langsamen Degeneration von Nerven, die Signale von der Wirbelsäule in die Beine, Füsse und Zehen transportieren. Etwa 40 defekte Gene stehen in Zusammenhang mit HSP, aber insbesondere ein Gen steht in Verbindung mit ca. 10 Prozent aller HSP Fälle. Diese Mutation tritt bei dem Gen auf, welches Atlastin produziert, und McNews Labor ist eines unter einer weltweit nur handvoll von Laboren, die versuchen herauszufinden, wie Atlastin arbeitet und warum ein Atlastindefekt HSP verursacht.

Für McNew begann die Herausforderung die Geheimnisse um Atlastin zu erforschen vor ca. 4 Jahren mit einem Telefonanruf.

„Andrea Daga vom Medea Institut (Italien) rief mich an, um zu fragen, ob die Methoden unserer Gruppe dazu beitragen könnten, herauszufinden ob Atlastin Membranfusion verursacht,“ sagte McNew.

 

 

 

Zusätzliche Hinweise:
Erläuterung zur Membranfusion: Die Membranfusion ist ein allgegenwärtiger Prozess in unserem täglichen Leben und essentiell für die Struktur und Dynamik der Zellen unseres Körpers. So ist die Verschmelzung unentbehrlich beim intrazellulären Transport von kleinen Bläschen, so genannten Vesikeln, die für die räumliche Organisation der Zellen, für die Kommunikation zwischen den Zellen und damit auch für die Ausscheidung von Hormonen, Neurotransmittern oder das Zellwachstum verantwortlich sind. Darüber hinaus sind diese Prozesse entscheidend für die Übertragung verschiedener Krankheitserreger wie Viren und Bakterien. Trotz dieser umfassenden Bedeutung sind viele Aspekte der Membranfusion bislang noch nicht aufgeklärt. Diese Situation spiegelt sich einmal im Fehlen gut definierter Methoden wider, mit denen man die Verschmelzung der Membranen kontrolliert auslösen kann. Zum anderen läuft der Fusionsprozess sehr schnell ab und lässt sich bisher mit herkömmlichen Methoden nicht zeitlich verfolgen.Quelle:

 

 

 

 

Zu der Zeit erforschte McNews Labor SNAREs, Proteine die wie ein Verlademanager den „Warenfluss“ regeln, der durch das interne Membransystem der Zelle fließt. SNAREs sind Proteine, die die Membranfusion fördern – ein Prozess, der kleine, vorübergehende Öffnungen in den Membranen der Zellen hervorruft.

Daga bat McNew um Hilfe beim Erforschen von Atlastin, weil einige der Eigenschaften nahelegten, dass es auch ein Membranfusion erzeugendes Protein sei. 2009 fanden die beiden heraus, dass die Annahme richtig ist. Seitdem arbeiten sie zusammen um herauszufinden wie Atlastin funktioniert.
McNew: „Wir fanden heraus, dass Atlastin eine Schlüsselrolle beim Aufbau und Erhalt eines wichtigen Teils einer gesunden Zelle (dem so genannten endoplasmatischen Retikulum) spielt.“

Diese Entdeckung war entscheidend, weil bekannt ist, dass HSP einige der längsten Zellen im Körper beeinflusst.

 

 

 

Zusätzliche Hinweise:
Ergänzung zu den „längsten Zellen in unserem Körper“:Gemeint sind die Zellen im „Tractus Corticospinalis“ (Pyramidenbahn), die im Rückenmark liegen.

McNew sagte, dass defektes Atlastin Defekte am endoplasmatischen Retikulum (ER) bewirkt, und wenn das stimmt, würden diese Auswirkungen auf lange Nervenzellen gravierender sein, da sie mehr ER haben. Bis jetzt ist das eine Hypothese, und McNew meinte, dass diese neue Finanzierung ihm und seinen Studenten helfen wird, Beweise für die Evidenz dieser Hypothese zu finden.

McNews Forschungsgruppe will beispielsweise die grundlegenden Mechanismen erforschen, die Atlastin verwendet, um Teile des ER zusammenzufügen. In einer Reihe von Experimenten, wollen sie mutierte Atlastin Proteine erstellen, jedes mit einem Defekt, um so eine bestimmte Fehlfunktion des Proteins zu erzeugen. Durch Beobachtung, wie die einzelnen Mutationen die Fähigkeiten des Atlastin bezüglich der Membranfusion beeinflussen, erhofft sich das Team ein besseres Verständnis, wie Atlastin funktioniert.

„Wenn wir Antworten auf die Frage finden, wie Atlastin funktioniert, können wir einige fundamentale Erkenntnisse über HSP gewinnen,“ sagte McNew.